Die Andamanen aka „triste Tropen“

Dass ich mal an Claude Levy-Strauss im Urlaub denken muss..nunja 😉 Die ersten drei Tage war das Wetter genial, wir durchwanderten die halbe Insel, lagen an traumhaft schönen Stränden herum, gönnten uns Kokosnuss direkt von der Palme und und und..also alles, wie man sich das so vorstellt. Lediglich störend war, dass man nicht schwimmen konnte. Das Wasser war nämlich überall viel zu niedrig, aber ok, wenn man sich totstellte, trieb man immerhin etwas oben und das Wasser hatte definitiv Badewannentemperatur..aber dann!

Nachts weckte uns das erste Gewitter, denn ein Monsunregen ist kein normaler Regen, sondern der haut so richtig runter. Aufs Wellblechdach, was dann noch ein wenig lauter ist. Von da an regnete es. Und regnete. Und regnete. Erst noch halbwegs nach Zeitplan (zwischen 8 und 12 Uhr morgens nicht, sonst quasi durchgehend), an den letzten Tagen einfach immer. Der Regen war auch so, dass der Strom in unserer Hütte ausfiel und man sofort klitschnass war, wenn man durchwollte (was dann zu Erkältung führte, da er nicht tropisch war war wie erwartet). Somit verbrachten wir die meisten Zeit auf unserem Balkon (beim Gedanken an Plastikstühle schreit mein Hintern panisch auf!) und verschlangen Bücher. Zum Glück hatte Thomas fünf Stück mitgenommen, ich mit meiner „Lolita“ wäre wohl banal gesagt gestorben vor Langeweile. Morgens gingen wir geschwind irgendwohin zum Frühstücken, Sachen kaufen oder versuchten, wenigstens etwas Strand zu geniessen, bevor der Regen runterging..und abends dann versuchten wir eine Regenpause (haha..) zu nutzen, um trocken zum Essen zu kommen..also leider war da nix mit Tauchen, Schnorcheln, in der Sonne liegen und braun werden..ich behaupte, man sieht nicht, dass ich zwei Wochen auf einer tropischen Insel war 😉

Zum Glück hatten wir nette Menschen, mit denen wir gemeinsam die Zeit rumkriegen konnten, das hat dann doch nochmal einiges rausgerissen..aber leider war der Urlaub ein etwas nasser Spass..und wir irgendwie doch froh, also wir das Schiff zurück nach Port Blair nehmen durften. Auch so ein kleiner Akt, da man die Tickets nur 2 Tage vorher kaufen kann (wieso?) und sie nur gehen, wenn Internet geht (was nie geht..diese Schlauheit!) und es dann ganze 200 Plätze pro Tag gibt und es minimal mehr Menschen, die mitwollen..nunja, wir hatten Glück, die Überfahrt war für meinen Magen die Hölle (nein, man kann Übelkeit nicht wegatmen) und Port Blair ein Dreckloch, was keine Minute lohnt. Unser Zimmer da war auch gruselig, die Kakerlaken im Bad (igitt igitt igitt) die Hölle, aber hey, wir sahen Spiderman 2 und X-Men (der zweite Fernseher im Hotel *g*) und hatten leckeres Punjab-Essen (wieso auch immer hier). Sonst hat Port Blair absolut nix sehenswertes, wir lachten uns durch die Plastik-Kaufhäuser und hingen primär im Zimmer rum. Auch der Rückflug verlief wieder gut, wir kamen mehr als pünktlich an und waren viel zu früh am Bahnhof in Kolkata..da sassen wir nun rum, ich schlug mich mit vielen am Bahnhofskiosk um ein vegetarisches Thali und unser Zug fuhr sogar zu früh ein..alles verrückt 😉 Damit wir aber ja nicht zu früh ankommen, standen wir dann eine Bahnstation vor Varanasi 60 Minuten rum (einen Tag später entgleiste hier ein Zug und heute wurde da einer überfahren..). Und dann hatte uns das laute, trubelige Indien aka Varanasi wieder. Punkt 1: es ist hier nachts mittlerweile wieder arschkalt, was sofort bei beiden zu Erkältung etc führte. Das liegt daran, dass die Zimmer null isoliert sind, bzw die Tür hat 10 cm Luft zum Boden und das Fenster im Zimmer keine Scheibe und nix zum Zumachen, man hat also die angenehme 10 Grad kalte Luft zum Schlafen. Als ich um eine Decke bat, meinte der Typ nur, es sei nicht kalt und ich solle doch kalt duschen, das sei gesund (in sein neu aufgestelltes Trinkgeldglas werfe ich bestimmt nix). Bisschen tourimässig liefen wir an den Ghats lag, Thomas durfte nochmal Inkompetenz von indischer Seite im Altenheim erleben und dann wars auch schon Zeit, zum Abschiednehmen. Gerne wäre ich schon mitgeflogen! 🙂

Zum Glück bin ichs nicht, den ich habe noch an dem Tag den Magen-Darm-Kampf meines Lebens begonnen..noch immer mute ich meinem Körper nur Toast zu, denn nochmal brauch ich das nicht (es war sowas von der Trostapfelkuchen, ich weiss es *g*). In Kombination mit Antibiotika für die Erkältung und die Ohrenschmerzen..wobei das ja die Ursache, die Kälte nicht löst und somit schiebe ich jetzt Kranksein noch vor mir her bzw trage ich es mit mir rum bis es heisst, tschüss Varanasi 🙂

(hoffentlich kommt gleich noch ein Bilderpost, sonst hat das Internet aufgegeben)

Varanasi – Kolkata – Port Blair – Havelock

Klingt gut, oder..das waren zunächst 16 Stunden Zug, dann ging es mit dem Taxi 20km durch Kolkata (für die man aufgrund des Verkehrs ein ganz klein wenig länger braucht wie bei uns), dann hatten wir einen halben Tag „Luxushotel“, welches als direkt am Flughafen bezeichnet wurde. Und der Flughafen war ernsthaft nur eine Mauer von uns entfernt. Da es aber eine gewisse Allgemeinlautstärke in Indien hat, habe ich nicht ein Flugzeug gehört..immer die positiven Seiten hervorheben, nicht 😉 In Kolkata stürzten wir uns wieder ins öffentliche Verkehrsnetz, Busfahren ist da einfach immer super und auch wenn man 30 Busse durchwinken muss, irgendwann kommt ein passender. Mit dem ging es dann in eine Mall, wo ich den Traum von einem richtigen Kaffee begraben konnte. Preislich war er zwar ein deutscher Kaffee, aber das wars dann leider auch schon. Das McFlurry Oreo danach hat mich allerdings soooo glücklich gemacht, dass dem Kaffee verziehen sei 😉 Sonst nutzen wir primär das Wlan im Internet, die ach so erfrischend kalte Dusche und MTV India..nochmal etwas Zivilisation, bevor es losging.

Der Flug von Kolkata nach Port Blair war auch eays-peasy, wir hatten nette Notausgangssitze, es gab umsonst Essen (hallo indische Billigairline, wie toll bist du denn! Und wieso fliege ich nicht mit dir sondern dem blöden anderen Anbieter nach Delhi *g*). Vom Flughafen dann schnappten wir uns wieder einen Bus und keine der Rikshas wie alle anderen Touris und kamen somit zwar zuletzt aber bestimmt am günstigsten am Hafen an. Da dann die Ernüchterung: Karten für die Fähre sind nicht. Mittlerweile indienerfahren weiss man aber, geht nicht gibt’s nicht. Also bis kurz vor Abfahrt gewartet, jeden Schaltermenschen genervt bis sich plötzlich ein „Geheimbüro“ auftat, wo es doch noch genau 7 Karten für uns 5 Rucksacktouris gab. Da sowas verbindet, verbrachten wir dann auch die Schifffahrt und die nächsten Tage gemeinsam auf der Insel. Per Schiff gings dann von Port Blair so 2,5 Stunden durch enorm blaues, mit fliegenden Fischen überquellendes Wasser nach Havelock. Sah sehr nach Postkartenidyll aus und mein Magen hatte da noch vergessen, dass er Schiffe nicht mag (er erinnerte sich leider bei der Rückfahrt dran). In Havelock wurde es dann schon dunkeln (wir hatten ja schon 16.30h uihuihuih) und so suchten wir uns schnell unsere Hütte (wirklich Hütte!) am Strand und etwas zu essen 🙂 Für 350 Rupien, also keine 6 Euro, hatten wir nun ein sehr überschaubares Zimmer mit nichts außer einem Bett (und Moskitonetz, mit Löchern *g*) und einem Bad. Das alles war aus Bambus und Wellblech zusammengebaut, idyllisch nicht 😉

Und endlich mal Fotos!

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Ich habe das Lassiparadies gefunden..Blue Lassi macht einfach göttliches..gefunden und am nächsten Tag wieder hin und ja ich hätte da heute sogar das McFlurry Oreo in der megawestlichen Shoppingmall sofort gegen eingetauscht. Joghurt mit (hier z.b.) Apfel und Banane, drauf noch ein paar Pistazien und etwas Mangosoße, es gibt kein besseres Abendessen..wobei der andere mit Granatapfel fast noch einen Ticken besser war!

 

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Immer wieder faszinierend, wie die Menschen sich ewig im Ganges beim Waschen abmühen und die „sauberen“ Sachen dann einfach auf den Boden klatschen 😉

 

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Die Mittagshitze ist immer noch vorhanden..somit sollte man dann eigentlich nicht bis zum letzten Ghat laufen..ja, die Betonung wie immer auf eigentlich 😉

 

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Ich habe gelernt, dass japanische Küche nicht immer so „gesund“ sein muss, aber diese Riesenkroketten waren der Hammer 🙂

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Die Aufräumarbeiten sind immer noch in vollem Gange..

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..und somit ist jeder Spaziergang etwas abenteuerlich..der Matsch ist erstaunlich sicher, er gibt zwar nach, aber wirklich einsacken tut man nicht..zum Glück! Denn das riecht nicht unbedingt gesund oder erstrebenswert 🙂

Ein Eintrag aus der Vergangenheit aka irgendwann Ende Oktober

Heute hat es forschungsmässig endlich mal geklappt (nachdem ich fast eine Stunde auf meinen „Hauptinformanten“ warten durfte..das indische Zeitverhalten und ich wir kommen nicht so zusammen. Normalerweise bin ich die, die immer 5 Minuten zu spät komm..die finde ich aber auch noch legitim. Wenn man dann aber an einer staubigen Strasse steht..und steht..und steht..und andauernd angesprochen wird, was man denn nur will..das nervt..besonders ist es bei jedem Treffen so..egal, gute Laune und Grinsen aufgesetzt und losgearbeitet). 🙂

Ansonsten habe ich hier im Guesthouse immer indische Nachbarn, die einfach so laut sind. Also klar ist es für sie normal, nur für mich ist sich anschreien einfach keine Kommunikationsform und so wache ich immer auf und denke, gleich geht das Geprügel los..aber passiert nicht..wobei in Form von Klopfen gegen meine Tür, da man unbedingt mit der exotischen Deutschen (bevorzugt vor 8 Uhr morgens) reden will..ich brauche mehr Anonymität..und Ruhe..hach Andamanen, ihr werdet immer verlockender..noch eine Woche!

Da immer alle nach dem Wetter fragen..tagsüber immer noch heiss, nachts kann man fast ohne Ventilator schlafen ohne zu sterben 😉 Und das kalt duschen (müssen) ist auch schon nicht mehr ganz so toll..da kriege ich danach doch wieder Gänsehaut. Dafür gibts dann aber immer an jeder Ecke Tee. Es sind sehr wenige Touristen hier und jeder kennt mich ja, so dass ich echt immer wenn ich rausgehe, irgendwo stoppen und Teetrinken muss/darf und auch will 🙂 Es versteht hier nur keiner, wenn man los muss, weil man einen Termin hat (siehe das Zeitempfinden oben).

Morgen geht es zu zwei weiteren Altenheimen und zum Massen-Sockenkauf. Ja, hier werden alte Leute nicht mit Süßigkeiten wie in Delhi bestochen, sondern mit Socken..ich weiss, wie kalt es wird und wenn ich wählen müsste, wären Socken > Schokolade 😉 Sieht Rajesh auch so und so wird das in Angriff genommen. Zu indischen Männern kann ich sooooviel loswerden, er weiss z.b. absolut nicht was Socken kosten, da er sich noch nie ein paar selbst gekauft hat! Den normalen Preis für ein Kilo Äpfel auch nicht, da er noch nie welche gekauft hat..und von Dingen wie kochen fange ich jetzt gar nicht erst an 😉

Damit ist der Oktober dann auch schon um und mein wie sagt man Gipfelfest? Also 50% der Zeit sind um..das vergeht so eigentlich total schnell, aber die einzelnen Stunden am Tag können sich seeeeeehr ziehen, wenn es dunkel ist und man nichts zu tun hat..und auch nichts hat, was man tun kann..und dann geht noch der Laptopakku leer 😉 Am Samstag kommt dann ja schon Thomas und er wird hier echt sehnlichst erwartet; der eine erzählt mir ständig von Champignonsuppe (die deutsche Maggi ist soooviel toller wie die indische), der andere kann nicht abwarten, dass das Proteinpulver ankommt..eine lustige Mischung 😉

Kurzmitteilung

Ein vermeintlicher Schuhklau, Müllberge und das Warten.

Die Woche hier begann für „meine indischen“ Verhältnisse turbulent 😉 Naja, sagen wir, wenigstens etwas aufregend. Ich lief zum Assi Ghat (das ist von hier ne gute halbe Stunde quer durch die Hitze) und bekam unterwegs doch echt beim dritten Geldautomaten auch Geld. Das mit dem Bargeld ist oftmals so eine Sache (neben der Sache, dass man die Scheine später nicht los wird, da keiner rausgeben kann)..denn Geldautomaten haben nicht unbedingt Geld. Oder Strom. Oder einfach ein Schloss vor der Tür. Nach welcher Logik erschliesst sich einem selten und somit..wenn es funktioniert, gierig Geld abheben. Jetzt sollte ich genug haben für die nächsten drei Wochen und den Andamanenurlaub (und notfalls sollte ja hoffentlich der Geldautomat am Flughafen in Kolkata funktionieren). Dann gings wie immer zum Buchladen – mein Buch (welches sogar von einem Publisher aus Varanasi ist) ist noch immer nicht da, anscheinend müssen sie es echt drucken 😉 Ich habe große Hoffnungen auf Ende der Woche (da dürfte dann auch bald mein letztes „richtiges“ Buch durchgelesen sein und Nachschub benötigt werden). Wieder anregende Gespräche mit dem Besitzer geführt, der mittlerweile auch mein halbes Leben und meine Dissertation in- und auswendig kennt und dann ab zum Frühstück-/Mittagessen. Da das Wifi hier funktionierte, hatte ich dann auch Markus als nette Essensbegleitung 😉 Als ich gehen wollte, waren jedoch meine Schuhe nicht mehr da. Schuhe = enorm ausgelatschte Flipflops, die Indien nicht mehr verlassen werden. Also Diebstahl schloss ich mal sofort aus und so war es dann auch – ein Mitarbeiter hatte sie schlichtweg mit seinen „verwechselt“ (ich ignoriere die Tatsache, dass auf meinen Blumen sind und auf seinen nicht mal hart) und nach einigen Telefonaten musste ich dankbarerweise nicht barfuss zurücklaufen.

 

Nicht, dass ich hier mega ziemperlich bin oder so, doch die Müllmänner (ja, es gibt welche!) streiken gerade und anstatt hier irgendwas zu machen, liegt der Müll nun rum. Und ja, das riecht nicht gut und irgendwie sind (mal wieder) die toten Ratten darin auch nicht das Wahre. Da wollte ich barfuss dann nicht durch (wir bilden uns hier bitte alle ein, dass meine Flipflops helfen)..mittlerweile sind einige Stadtteile „gesperrt“ worden, weil man den Geruch dort nicht mehr aushalten kann (bedenkt, wir haben immer noch über 30 Grad) und es mal wieder Seuchengefahr gibt..sie lernen’s aber doch auch nicht 🙂 Mal sehen, wann das wieder vorbei ist oder ob nach ein paar Tagen Gestreike einfach weitergemacht wird (worum es genau geht, konnte ich weder den Zeitungen noch den Leuten hier entnehmen, weiss keiner und scheint auch nicht von Interesse zu sein).

 

Seit gestern ist hier (mal wieder) ein Festival. An 9 Tagen werden diverse Bühnen mit Schauspielern gefüllt, die kleine Episoden aus (ich will hier nichts falsches sagen und benutze das Wort) einem indischen Epos aufführen und dann sind noch ganz viele Statuen diverser Gottheiten gebaut worden. Ist ein großes Volksfest mit megamässig vielen Menschen 😉 Diwali verpasse ich dieses Mal leider hier in Varanasi, da sind wir dann schon unterwegs..aber direkt danach ist wieder irgendein Ganga-Festival..also wenn man abends (mit Begleitung) rausgeht, langweilig wird einem nicht..aber meist ist es so laut und eng und voll..dass es eher stressig wie spassig ist.

 

Ansonsten warte ich. Was sehr langweilend ist. Aber dadurch lerne ich am Tag locker drei Stunden Hindi und mache hier echt fühlbare Fortschritte in meiner Alltagskommunikation 🙂 Rajesh will mir seit einer Woche die Fragebögen (die Teile, die grammatikalisch mein Können übersteigen) fertig übersetzen, dass wir endlich in die Altenheime können. Sollte das tempohaft so weitergehen, reicht meine Zeit hier nie im Leben aus. Aber nein, ein drittes Mal werde ich nicht herkommen, dann muss ich irgendwie mit den bisherigen Ergebnissen auskommen (was klappen dürfte, auch wenn es meinen Ansprüchen eigentlich nicht genügt..hachja!). Warten wir mal ab, noch sind es ja 19 Tage bis es nach Kolkata (und auf die Andamanen) geht..da kann viel passieren!

 

Gestern verlief ich mich noch gekonnt wie immer, wenn ich zu dem einen Dachterassenrestaurant will, wo man in aller Ruhe seinen Tee trinken und lesen kann. Verschwitzt und fix und alle kam ich dann dort an, nachdem ich locker 1 km zurück am Ganges entlang lief. Uh genau, man kann wieder am Ganges laufen. Zwar ist noch Matsch da, aber hey, ich habe doch Flipflops! Somit verbrachte ich dann dort über dem Hauptverbrennungsghat meinen Nachmittag mit den Vor- und Nachteilen von narrativen Leitfrageninterviews und biographischen Interviews 😉 Und abends gabs dann wieder ein Thali. Da ich hier ein echt langweiliger Esser bin (je nachdem, was ich will, gehe ich zu dem Restaurant wo eben dies am leckersten ist), esse ich meist immer ein und dasselbe Gericht. Was alle Kellner/Besitzer amüsiert, da sie mich nicht mehr fragen müssen, sondern sich freuen zu wissen, was ich will 😉

Schweine statt Strassenschilder!

Es gibt hier immer so ein kleines Problem, wenn man eine Rikscha anhält. Und zwar sagen die Fahrer, ob sie einen verstehen oder nicht, immer, dass sie wissen, wo man hinwill. Dass sie es nicht wissen, merkt man meist schon am Ausgangspreis, welcher viiiiiiel zu hoch gesetzt wird. So erging es mir bisher immer, wenn ich zu Rajesh wollte (der nunmal nicht an irgendeinem bekannten Monument wohnt, sondern in einem Wohngebiet). Das Viertel nenne ich dem Fahrer somit zuerst, das wird noch erkannt. Doch besteht so ein Viertel aus einigen staubigen Strassen und somit nenne ich immer noch ein halbwegs bekanntes Hochhaus sowie den guten Hinweis „große Strasse und zwei Tankstellen“. Mal komme ich da direkt an (es sind nur 10 Minuten und 10 Rupien normalerweise) an, meist jedoch fahren wir erst eine Ewigkeit durch mir unbekannte Gassen, von denen ich natürlich hoffnungsvoll annehme, dass es abkürzende Schleichwege sind, bis wir dann irgendwo stehen, wo mir nichts bekannt vorkommt und der Fahrer mehr Geld will. Die Taktik geht nur leider nicht auf, da ich sehr wohl auf Hindi meinen Unmut über verschwendete Zeit kundtun kann und auch nicht mehr bezahle. Gestern trat dann genau dieser Fall ein 😉

Zum Glück fanden wir dann irgendwann durch das Fragen diverser Passanten doch noch den eigentlichen Zielpunkt und nun hatte ich noch das kleine Problem, dass ich hier im Januar das letzte Mal war. Es war nicht mehr weit zu Fuß zu Rajesh, vielleicht wieder 10 Minuten, aber es sah alles recht gleich aus und auch irgendwie bekannt. Somit lief ich munter drauflos, auch immer mit einem zielgerichteten Blick (sonst wird man gleich angequatscht) und wurde immer unsicherer..bis ich sie sah! Die Schweine! Die immer an der gleichen Strassenecke im Müll fressenden Schweine! Wer bitte braucht Strassenschilder oder so, wenn es solch wundervolle natürliche Wegweiser gibt! Eben 🙂 Also an den Schweinen vorbei, nochmal nach links und ich stand vor der Haus. Bzw gleich im Innenhof, wo ich lauthals rief und nach Ewigkeiten auch mein Gastgeber kam..sein Hund erinnerte sich noch an mich und schleckte mich gleichmal von oben bis unten ab und dann wurde mir gleich Frühstück gebracht, wo jegliches Ablehnung sinnlos wäre (ebenso der spätere Tee, das säptere Mittagessen etc etc..man wird immer sehr gemästet). Den Tag verbrachten wir dann irgendwie mit Arbeiten für die Forschung und thematisch schwer schwankenden Unterhaltungen, die immer wieder durch kuriose „what what?!“-Ausrufe beiderseits unterbrochen wurden. Indisches Englisch zu sprechen gelingt mir nicht immer sehr gut 😉

Ansonsten fand ich heraus, dass mein dummes Smartphone nichts mit indischen Handykarten anfangen kann..hätte ich doch echt einfach wieder mein enorm billiges anderes Handy mitgenommen..kein Touchscreen, keine gute Kamera, aber hey, ich habe damit immerhin telefonieren können 😉 Uh und ich war -aufgrund Kleingeldmangel- in der Shopping Mall und da im Supermarkt. Auch hier äußerte man seinen Unmut, dass ich die 114 Rupien-Rechnung (das sind keine 2 Euro) doch wirklich mit einem 500-Schein bezahlen wollte. Aber man bekommt vom Geldautomaten immer nur 500 und die in Restaurants oder an den Strassenkiosken loszuwerden, ist einfach utopisch. Somit gabs Spülung für meine jetzt schon kaputten Haare (das indische Wasser ist einfach nicht gut..) und leckere Jasminräucherstäbchen, die die Küchengerüche von nebenan übertönen dürfen. Nebenan wohnt nämlich eine riesige Familie, der ich (und vice versa) immer in die Wohnung gucke, da wir echt auf gleicher Höhe wohnen. Manchmal ganz spannend, aber meist eher nervig, da man die Fenster verhüllen muss, damit der Sohn nicht ganz so penetrant starrt.

Gestern Abend im Internetcafe war auch wieder grossartig. Kaum sitze ich da (es ist mittlerweile so 21 Uhr und stockdunkel draussen), kommen drei Männer mit Spitzhacken und beginnen direkt vorm Eingang die Strassen aufzuschlagen. Einer hat schon die Hände an diversen Kabeln (ich fürchte bereits gleich weder Strom noch sonstwas mehr zu haben), da schlägt der andere so gekonnt in ein Rohr, dass das Wasser spritzt. Und zwar so richtig. Keine 5 Minuten später ist das Internetcafe geflutet, der panische Besitzer dabei, alles irgendwie in Sicherheit zu bringen und ich muss durch diese Matsche das Weite suchen..ein semi-optimal verlaufener Abend 😉

Wasserbueffelliebe <3

Da ich nicht an meinem Laptop bin, kann ich somit leider keines der zig Bilder posten, welches ich gestern machte. An meinem Lieblingsghat naemlich, da wo die Wasserbueffel wohnen, den ganzen Tag gechillt im Wasser rumhaengen, nur der Kopf guckt raus und sie ab und zu rauskommen, planlos (so scheint es) rumgaloppieren und wieder ins Wasser huepfen (und nebendran ist das einzige Wlan-Cafe in normaler Laufweite..eine Win-Win-Situation). Als ich da dann so rumsass, wurde ich gleich mal von ein paar Maedchen bespasst, mit denen ich allerlei lustige Dinge auf Hindi und Englisch schrieb, mir dann wundevolles Kugelschreiberhenna verpasst und noch die Haare geflochten wurden..aeh yay 😉 Immerhin wa es einfach, hier jemanden happy zu machen.

Den Tag davor traf ich mich mit Rajesh, meinem einzigen „richtigen“ Freund und Forschungshelfer hier. Und es war als waere es eine Woche und nicht 8 Monate her, seit wir uns gesehen haben – also super 🙂 Es gab im ueblichen Teeladen Tee und Snacks und auch der Besitzer erkannte mich (so langsam muss ich echt damit leben, dass sich jeder hier an mich erinnert, ich mich aber nicht *g*). Morgen gehe ich zu Rajesh nachhause, da es schwer ist, sich hier wo laenger zu treffen..das Angestarrtwerden nervt dann doch auf Dauer (auch ihn) und er hat irgendwas von „german food festival“ gesprochen. Hoffen wir mal, er erwartet nicht, dass ich koche, denn wie das endet..nunja *g*

nachts ist es jetzt schon kuehler, das Schlafen ist um Welten angenehmer, aber so ganz will mein Kreislauf tagsueber nicht. Da ich alles laufen muss (in den engen Gassen fahren keine Rikschas), ueberanstrenge ich mich wohl etwas, aber dann gibt es eine kurze Pause, einen Liter Wasser und gut ist. Wobei..die Postbeamten wollte ich erwuergen, ich stand (ohne dass jemand vor mir war) 20 minuten bis ich Briefmarken fuer 3 Postkarten hatte (aber hey, auch die erinnerten sich an mich..und so oft war ich beleibe nicht bei der Post *g).

Tage hier sind etwas monoton..was mir das letzte Mal nicht so aufgefallen ist, da ich Internet und somit Ablenkung hatte. Aber jetzt ist es aufstehen, arbeiten (lesen/schreiben etc), irgendwann raus fuer einen Tee, zum Internetcafe, was essen, zum Vergnuegen lesen 😉 Fuer einen kurzen Zeitraum machbar, aber wenn ich mir ueberlege, dass es Menschen gibt, die das hier so jahrelang machen, ich wuerde verenden (aber ok, die, die ich meine, hat auch 6 Jahre fuer ihre Diss und 3 Jahre Forschung in Varanasi eingeplant). Da vermisse ich doch einiges an Freizeitgestaltung *g*

Jetzt gehe ich nochmal tapfer in den Buchladen, da ich eine Karte brauche und kaufe sonst kein Buch (das ist der Vorsatz)..warum muessen Buecher hier so guenstig sein und die Portokosten nach Deutschland mittlerweile so hoch? Hachja 😦

Lektion: Kühe schubst man nicht zurück!

Heute machte ich mich auf zum Assi Ghat. Das ist gaaaaanz im Süden und dauert zu Fuß (wir rechnen mal Hitze und viele Menschen in engen Gassen ein) eine gute halbe Stunde. Am Ganges entlang kann man leider immer noch nicht laufen und so wie es da aussieht..wird das auch noch lange dauern. Definitiv matschiger bzw noch überschwemmter wie im letzten Jahr 😉
Auf dem Weg dahin stand mir (wie ooooft) eine Kuh im Weg. Ich habe ja mittlerweile gelernt, dass man ihr dann, je nachdem woher man kommt, entweder am Hintern rumtätschelt oder sie mal nett am Kopf packt und den zur Seite drückt. Da ich wohl etwas zu sanft war, hob die nette Kuh ihren Kopf und schlug ihn mir in die Seite. Nein, ich rechnete nicht wirklich damit und fiel (danke enge Gasse!) nur gegen die nächste Hauswand. Adrenalingepackt und da ich da ja immer noch durch musste, schubste ich sie einfach mal zurück. Aber anstatt die „der Mensch steht über dem Tier“-Theorie zu befolgen, ist die Kuh wie ich. Und schlug mit ihrem Kopf gerade wieder in meine Seite. Wieder die Hauswand, nochmal Schmerz (die blauen Flecken sind jetzt schon wunderbar sichtbar *g*). Mittlerweile sahen natürlich auch zig Inder zu, die das sehr belustigend fanden. Und ich wollte schon aufgeben, da nahm ich mein Wasser und spritze die Kuh einfach mal an. Tata, Kuh genervt. Sie geht nett einen Schritt zur Seite und ich kann durch. Gegengewalt bringt also wie immer nix 😉

Am Assi Ghat bzw im dortigen Buchladen war mein Buch nicht da; aber der Verkäufer ist einfach so toll und belesen, dass es gar nichts macht, umsonst hinzulaufen und sich nur mit ihm zu unterhalten. Nebenan (wo ich gerade sitze) gibt es auch das beste Thali (das ich soeben verspeiste) und halbwegs stabiles, halbwegs schnelles Internet. Dass es das im Hostel zur Zeit gar nicht gibt, nervt sehr. Aber nunja, man kann es ja nicht ändern, indem man sich davon die Laune verderben lässt. Immerhin sehe ich zur Zeit jeden Abend zwei Filme und baue mein Wissen hier aus 😉 Leider dauert es nur noch recht lange bis Thomas kommt, um Nachschub zu besorgen 🙂
Alles nur banale Dinge, wenn ich mir überlege, dass der Tibeter, mit dem ich mich gestern unterhielt, als Kind von Tibet hierher „geschmuggelt“ wurde, seine Eltern dort nie mehr besuchen kann und sie auch auf Teufel komm raus von China keine Ausreisegenehmigung bekommen. Da wird man einfach nur wütend auf die restliche Welt, die das geschehen lässt..

Links die Treppe (neu!) geht es in mein Hostel, ihr seht, kein Wasser mehr auf den Strassen, nur noch etwas regennass..es geht aufwärts und das Forschen hoffentlich auch bald los..sonst vergehe ich hier doch etwas vor Langeweile *g*