Pondicherry meinte es zunaechst nicht gut mit uns. Auf dem Weg dorthin erhielt ich von meinem indischen Freund Rajesh eine SMS, ein Taifun sei dorthin unterwegs. Ich dachte mir jedoch, er wuerde uebertreiben und es wuerde einfach nur regnen. Somit fuhren wir ohne einen zweiten Gedanken an das Wetter von Chennai aus mit dem Bus nach Pondicherry. Was auch ein kleines Erlebnis war, denn der Bus fuhr nicht, wie erwartet vom Busbahnhof, der gegenueber des Bahnhofes liegt, nein, er fuhr von dem ausserhalb..somit ging es stehend mit Gepaeck im vollgequetschten Bus durchs unter Wasser stehende Chennai..schoen nach 40 Stunden Zugfahren, ohne Frage 😉 Von dort aus erwischten wir dann einen Deluxe-Klimaanlagenbus, der uns mit der Kaeltehoelle fast toetete, aber nach drei Stunden Sitzen bequem ans Ziel brachte. Eher unbequem war, dass unser Host uns zehn Minuten vor Ankunft absagte. Und da standen wir nun. Dunkel, Nass, Regen, Kaelte, kein Hotel, keinen Plan und Hochsaison in dem Ort. Ein Festessen fuer die Rikschafahrer, genau 😉 Egal wie oft wir sagten, Guesthouse und was unser Budget ist, wir fuhren von viel zu teurem Hotel zu viel zu teurem Hotel und sahen gleich mal die Ausmasse, die ein Taifun so mit sich bringt. Viele Strrassen waren unbefahrbar, da Baeume im Weg lagen oder Strommasten umgestuerzt waren. Da es immer noch regnete, stand auch ueberall Wasser. Schaeden an Haeusern sah man eher weniger, es gab lediglich in den meisten Haushalten keinen Strom mehr. Was ja auch verstaendlich war. Leider hatten somit viele Hotels auch geschlossen, was unsere Auswahl minimierte. Schlussendlich landeten wir bei einem nicht sympathischen Mann, der keinen Cent runtergehen wollte, obwohl er uns ja den Luxus einer heissen Dusche nicht erfuellen konnte. War ihm aber egal. Und so bissen wir in den sauren Apfel und zwar zweifach. Viel zu teuer und auch noch kalt *g* Naja, wir schliefen trotzdem hervorragend, da unsere Koerper einfach fertig vom Reisen waren. Am naechsten Morgen ging es dann gleich mal raus zum Strand. Und endlich – es war warm. Nein, richtig schoen heiss und hell und sonnig. Gleichzeitig hatte man aber auch Endzeitstimmung, da ueberall Baeume und Muell herumlagen..an einigen Ecken wurde fleissig geputzt, an den meisten jedoch erstmal nichts getan. Von unseren Guesthouse im indischen Teil liefen wir nun durch den franzoesischen Teil der Stadt zum Wasser und das war alles schon sehr skurril. Franzoesische Strassennamen, brav orthogonal angeordnete Strassen, Baeckereien, sehr viele Westler (so viele hab ich in der ganzen Indienzeit nicht gesehen!), geregelter Verkehr, Verkehrsschilder (die beachtet werden) und und und..ich hatte wirklich haeufig hier nicht das Gefuehl, gerade in Indien zu sein. Eher in diesem Vorort in Paris, wo ich mich mal mit meiner Mama hinverfahren habe 😉 Ok, dann waren wir am Strand. Natuerlich auch hier Chaos und Verwuestung aber auch kein Sand! Meine paradiesischen Vorstellungen von „ich lauf mal schnell mit den Fuessen ins Wasser“ wurden zu „ich klettere mal diese Steinbrocken, wie sie auch an der Nordsee liegen mit Flipflops runter und versuche nicht hinzufallen“ auf den harten Boden der Tatsachen gebracht. Vor den Steinen gabs allerdings noch eine matschige Uferpromenade, wo alles herumflanierte..bei voller Mittagshitze. So suchten wir uns auf dem Boden gegenueber der Gandhistatue ein schattiges Plaetzchen und verkoestigten unsere franzoesischen Backwaren. Ja, das war schon nett und die naechsten Tage gab es noch viiiiel Baguette und Broetchen und Kuchen..kulinarisch bietet Pondi schon einiges (nur mit Kaffee haben sie es auch hier leider nicht..einen einzigen guten Kaffee trank ich). Besonders gerne mag ich nun uebrigens Baguette mit Sesam aussen..wieso hab ich das nur bei uns noch nicht gesehen, das schmeckt genial! Und wenn ich hier schon beim Essen bin, soooo schlimm wie es uns doch ging, gab es auch noch Eis! Und zwar von Baskin&Robbins! [zwar auch eher zum amerikanischen Preis, aber da es das letzte war, was wir 2011 gegessen haben..drin!]. Die indische Alternative „Richie Rich“ ist uebrigens in keinster Weise weniger gut..hier haben wir gleich zweimal zugeschlagen! Also am Essen hat der Taifun nicht geschadet. Den ersten Tag verbrachten wir dann mit Stadt erkunden und auf unseren Host warten, der dann abends wieder absagte und wir uns somit eine neue Bleibe suchen mussten. Es wurde ein indisches Guesthouse, was schon mal 600 Rupie billiger war und durchaus in Ordnung..immerhin hatten wir ein Telefon im Schrank! Internet war auch nur sehr schwer zu bekommen, die meisten Restaurants etc hatten wegen den Taifunschaeden noch zu und so fanden wir schliesslich nur ein einziges, was teuer war und wieder enorm klimatisiert..somit froren wir, hatten aber Internet [und ich bereute meine Kerzen in Varanasi gelassen zu haben!]. Sylvester „feierten“ wir dieses Jahr etwas anders. Erst gingen wir suedindisch essen in einem „Etablissement“, wo wir auch etwas auffielen, es aber sehr lecker schmeckte. Positiv ueberrascht wurde ich echt vom Dosa, das war viel leckerer als in meiner Erinnerung. Wenn ich es jedoch auch weiterhin nicht sonderlich haeufig essen werde 😉 Nach dem Essen irrten wir auf der Suche nach irgendeiner Party durch die Stadt, fanden aber nur sich betrinkende Jugendliche am Strand und eine Kundgebung eines Gurus, der auch unser Shakti fliessen lassen wollte..somit gab es [wie sehr haeufig] ungezieltes Herumlaufen mit dem Highlight der Eisfiliale 😉 Dann wieder zum Strand, wo mittlerweile Massen an Indern waren, die aeusserst lustig tanzten und andere Rituale auffuehrten und dann gab es 5 vor Feuerwerk und danach nichts mehr. Einige zuendeten Kerzen an, die in Kuchen steckten, die meisten schrieen herum und nach 15 Minuten raeumte die Polizeit mit Stoecken die gesamte Promenade. Wir durften uns alle durch eine winzige Absperrung quetschen..ein Traum 😉 Viel Haendegeschuettel und freudige Inder spaeter fielen wir dann auch schon ins Bett. So frueh waren wir beide definitiv noch nicht an Sylvester im Bett gewesen! Der naechste Tag startete super, unser zweiter Host meldete sich und wir hatten endlich ein einheimisches Dach ueber dem Kopf. Fruehstueck gabs auch wieder franzoesisch, mit einer Art Cappuchino und einer Tarte und wir liefen den Tag ueber quer durch die Stadt [da sie nicht sonderlich gross ist, keine wahre Kunst, ich weiss]. Vorm Supermarkt wurden gratis Schogetten verteilt, ich konnte endlich meine Zahnpastagelueste befriedigen [die eklige Ayurvedapaste ist fast leer, Zitronesalz und eine Whiteningstueckenpaste warten schon auf mich!], Nagellack wurde auch noch gekauft und das Sortiment insgesamt mal begutachtet. Nachmittags waren wir in einem ganz tollen Laden-Kaffee-Mix, welcher von einheimischen Frauen betrieben wurde. Sie stellten dort selbstgemachte Sachen zum Verkauf und ich erwarb Ohrringe mit Kricketspielern, wie genial ist das denn bitte! [Andenken an Pondi check]. Lustigerweise merkten wir nebenbei, dass es hier nicht nur Strom im Restaurant, sondern auch noch Wifi gab und so waren wir gluecklich 😉 Erst tranken wir nur anstandshalber was, und das war superlecker, denn bei mir frischgemachter Eistee und dann ass Thomas Falafel, die so unsagbar gut aussahen, dass ich sie auch haben musste *g* Wohlgemerkt ist Pondicherry schon sehr viel teurer als Varanasi und die Falafel haette ich auch in Berlin fuer den Preis kaufen koennen..aber lecker! Nach franzoesischem selbstgemachten Fruehstueck machten wir uns auf nach Auroville. Auch hier hatte der Taifun seine Spuren hinterlassen, doch konnte man ohne Probleme zum Visitorcenter gelangen, wo wir einen Film ansahen, eine Ausstellung, mehrere Geschaefte, einen spannenden Buchladen und schliesslich ein suedindisches Thali assen [viel zu viel Reis und kein Brot!]. Dann schlenderten wir durch das Gelaende zur „Konzentrationskugel“, wo ausser uns nur ein paar Inder herumsassen und wir in Eintracht dieses Ding anstarrten. Reingewollt haette ich gerne, doch darf man das als einfacher Besucher nicht, was ja auch Sinn macht, denn wer kann sich noch konzentrieren, wenn andauernd Menschen rein und rausgehen. In Pondi sahen wir uns noch einen suedindischen Tempel an und assen dann mit unserer Gastfamilie und ihren beiden bezaubernden Kindern ebenfalls suedindische Sachen (und ja, ich ass ein halbes hartgekochtes frittiertes Ei!). Busfahren! Wir muessen die indischen Verkehrsmittel ja vollstens ausnutzen. So ging es nach Thiruvanamalai [ich hoffe man schreibt’s so, ich kann nicht im Internet abgucken]. Die Fahrt dauerte hin nur knapp halb so lange wie zurueck, kostete aber auch das Doppelte..suchen wir den Sinn 😉 In Thiruvanamalai gibt es nicht zu sehen ausser einem riesigen und wichtigen Shivatempel. Somit sahen wir uns diesen an. Setzten uns in den Schatten und machten wahnsinnig viele indische Pilgerinnen gluecklich. Die Kommunikation war zwar aufgrund der Tamil-Hindi-Barriere mehr als beschraenkt, aber Haendeschuetteln zum Ende hin brachte allen ein Laecheln auf die Lippen (dass ich auch mal indische Frauen gluecklich machen kann, wer haette das gedacht *g*). Dann gabs noch eine gelbe Schnur fuer mich zwecks Erinnerung und vier Bananen, wobei wir im Endeffekt sechs bekamen und ich drei an drei Sadhus verteilte..und dann liefen wir wieder..auf der Suche nach Tee, welchen wir fanden, tranken, Wasser fuer die Busfahrt kauften und wieder zurueckfuhren. Diesmal mit dem vollgestopften Bus, der alle paar Kilometer hielt und massig Leute einludt. Kurz zu indischen Bussen. Ich weiss nicht, wie die Inder das machen, dass sie dort drin sitzenkoennen. Denn der Beinabstand ist nicht machbar, meine Knie passen nicht an den Vordersitz, wenn ich meine Beine gerade habe. Somit mussten wir uns immer irgendwie verrenken und quetschen, dann noch massig Schlagloecher und dazu andauernde unvorhersehbare Stopps..Busfahren ist ein koerperliches Highlight und ich glaube fast, ich habe davon Muskelkater bekommen 😉 Abends gabs wieder enorm viel Essen und danach noch Eis..wir haben’s ja *g* Der letzte Tag, irgendwie gabs nichts neues mehr zu tun, wir schlenderten durch die Stadt, verbrachten viel Zeit in einem Cafe und kauften fuer die Kinder ein paar Kleinigkeiten (Blumen aus Knete bauen kommt super an!). Den Abend verbrachten wir dann mit unseren Hosts und unterhielten uns sehr gut. Zwei sehr nette Menschen, die sich ihren Traum erfuellt haben, ausserhalb von Frankreich zu leben und ihr Dasein als Lehrer zu gestalten. Die Kinder waren beide auch supersuess, wenn auch etwas scheu, aber sie sprachen ein so herrliches Franzoesisch, was man so gut verstand..ich haette durchaus zwecks Sprachenlernen noch etwas bleiben koennen 😉 Aber nein, am naechsten Morgen ging es eklig frueh los. Um 6.23h aufstehen um kalt zu duschen, wer hat da keine Lust drauf? Eben. Immerhin hielt mich der darauf folgende Kaffee mit Kaesekuchen von suizidalen Gedanken ab..wobei, als wir unsere Rucksaecke wieder schultern mussten..ich bin einfach schwach. Ich habe definitiv keine 20kg dabei, ich lasse sogar schweren Herzens enorm kaputte Klamotten zurueck (mein Herz blutet), aber trotzdem wird das Ding weder leichter noch sympathischer..oder gar bequemer! Einzig gut ist es im Zug zum Beine drauflegen, aber nein, das rechtfertigt sein Dasein null. Mit zwei Baguette bewaffnet, marschierten wir in der Hitze zum Busbahnhof und waren fuers erste Mal fertig. Nun wieder in den Bus (auch hier diesmal die Billigversion- halber Preis, doppelte Fahrtdauer und eine Million Menschen) und kamen irgendwann in Chennai am Busbahnhof an. Von dort mit einem anderen vollgestopfen Bus zum Bahnhof. Tschaka! Auf zur Gepaeckaufbewahrung und weg mit den Rucksaecken, hervorragend. Und ja, was nun. Chennai hat laut Reisefuehrern nix zu bieten..wir sahen eine schwarz gekleidete Pilgergruppe und mischten uns mal unter. Die schienen jedoch auch keine Ahnung zu haben und so liefen wir einfach mal ueber den Fluss und immer weiter geradeaus 😉 Unter einer Bruecke machten wir dann Pause und erfreuten diverse Vorbeifahrende mit Winken, die Polizei fuhr auch gleich mal vorbei 😉 Weiter gings zu einer letzten suedindischen Koestlichkeit in Form eines Dosas mit Blumenkohl und dann waren wir im Elektroshoppingparadies..nur gabs nirgends mein eigenes Paradies in Form von einem Cafe mit Wlan 😉 Wir suchten weiter und fanden lustigerweise ein funktionierendes iPad2, wo wir ein Internetcafe suchten..wir Fuechse! Das sollte in einer riesigen Mall sein, wir fanden auch eines in unsabgar haesslicher Umgebung und naja..vergnuegten uns dann laenger in dieser enorm grossen, enorm verschachtelten Mall, wo man irgendwie alles kaufen konnte. Ich goennte mir mal wieder ein paar Filme und hoffe sehr, dass sie diesmal nicht auf Tamil sind, sondern auch Englisch, wie mir erneut versprochen wurde. Sehen wir mal. Ansonsten war es mal wieder krass, wie sehr man hier doch auf westliches Fastfood abfaehrt! Und wie wenig ich selbst Lust drauf habe, wenn ich gleichzeitig doch so tolles indisches Essen haben kann. Man mag echt immer das, was fremd ist *g* Ein wenig Nervenkitzel hatte der Tag auch noch, da wir bis 19.00h noch immer auf Platz 1 und 2 der Warteliste..um 21.00h hatten wir dann unsere Tickets in der Hand und konnten uns auf dem Bahnhof vergnuegen. Um dort die Berechtigung des Sitzens zu erhalten, tranken wir massig Tee und freuten uns sehr, als wir um 23.00h schon unseren Zug entdeckten. Kurz Sitzplatz getauscht, Bett bereitet und schlafen. Ich war mehr als nur fertig und fuehlte mich vom koerperlichen Zustand her nicht, als ob ich nun 29 Stunden Zugfahren sollte..aber hey, Kolkata wartet! Erstaunlicherweise war die erste Nacht sehr ruhig (oder ich hab einfach nichts mitgekriegt). Auf jeden Fall wachte ich enorm fit auf und verbrachte den Tag mit Lesen und Sudokus loesen..herrlich entspannendes Nichtstun gepaart mit weiterem Schlafen und mich mit diversen Leuten unterhalten. Heute dabei: die Touristenbeauftragten von Orissa, soviel Werbung machten sie fuer ihre Heimat 😉 Ein Mann, der auch nur auf Ordiah sprach (wovon ich gleich null verstand), eine Frau, die auch Ethnologie studiert hat, ihr Chef irgendein Politiker (der gleich massig Bilder mit mir wollte) und ein netter junger Inder, die eine unsagbar angenehme Sprechstimme hatte. Dann gings schon wieder ab auf die Pritsche, denn um kurz nach 4 und sogar ueberpuenktlich landeten wir in Kolkata. Endlich! Kolkata im Morgengrauen! Kolkata um 4..ein Hochpunkt! Es war auch hier nass, wir haben es echt nicht mit Orten und Wettervorhersagen, denn egal, wie sie sein sollen, wir kriegen erstmal den Regen 😉 Von dem einen Bahnhof fanden wir heraus, mussten wir mit dem Bus zu einem anderen Bahnhof. Gesagt, getan, eine Stunde war um. Von dort dann mit dem Zug ab in den Vorort. Ebenfalls kein Problem, wir hatten sogar Sitzplaetze und mussten nicht in den Wagen, wo die Fische auf dem Boden herumlagen. Nun am Bahnhof einen Tee trinken und warten, dass es 6 und somit eine halbwegs christliche Zeit fuer eine SMS an unsere Gastgeberin ist. Dann suchten wir die Strasse, fanden sie auch, aber tzja..wie wir nun wissen, gibt es mehr als eine School Road in Kolkata! Und ja, die eine ist seeeehr im Norden und die andere seeeeeeehr im Sueden. Somit ging es wieder in den Zug (diesmal war Rushhour und wer Bilder von indischen Zuegen kennt, weiss nun, wo wir mit den Rucksaecken reinmussten). Umfallen konnte man zum Glueck ja nicht! Dann raus und in die Metro..einfach mit dem Menschenstrom schwimmen..und dann fuhren wir sehr lange Metro. Was angenehm war, da sie gerade noch nicht so voll war und es gibt reservierte Plaetze fuer Frauen, an die sich auch gehalten wird. Von der Metro liefen wir dann und suchten erneut..es gab auch die Strasse und alle Hausnummern..nur war unsere Nummer eine Apotheke und der Mann hatte keine Ahnung, wovon ich sprach. Zum Glueck fand unsere sehr liebe Gastgeberin dann schliesslich einfach uns..wir fielen hier auch ein klein wenig aus, viele Touristen kommen hier bestimmt nicht mehr (wer googlen mag, Netaji Station und dann Schoolroad 17).